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Unterschiedliche Zeiten

Für unterschiedliche Ziele

Worum geht's? Was passiert, wenn eine vermeintlich einfache Coaching-Anfrage plötzlich tiefe Ängste oder langjährige Konflikte ans Licht bringt? Wie lässt sich verantwortungsvoll reagieren, wenn sichtbar wird, dass die eigentliche Herausforderung weit über das übliche Maß an Ziel- oder Lösungsorientierung hinausgeht? In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit genau solchen Situationen, in denen Coaching und Therapie einander berühren. Dabei geht es um erste Warnsignale, anhand derer Coaches erkennen können, dass ihre Klientinnen und Klienten eine intensivere Form der Begleitung benötigen. Praxisnahe Beispiele veranschaulichen, weshalb eine respektvolle Weitervermittlung an therapeutische Fachkräfte nicht als Scheitern, sondern vielmehr als Zeichen echter Professionalität gilt. Zugleich wird deutlich, wie es gelingen kann, der eigenen Verantwortung gerecht zu werden und dennoch die wertvolle Vertrauensbasis in der Zusammenarbeit zu erhalten.

Viel Spaß!
Februar '25

Episode 2: Wann ist was sinvoll?

Wann braucht es Coaching und wann Therapie?
In der letzten Episode haben wir uns damit auseinandergesetzt, was Coaching genau ist, welche Ziele es verfolgt und warum es sich ausdrücklich von einer Therapie unterscheidet. Dabei wurde schon deutlich, dass Coaching in erster Linie lösungsorientiert arbeitet und Menschen dabei unterstützt, ihre persönlichen oder beruflichen Ziele zu erreichen, während Therapie den Fokus auf Heilung legt und tiefergehende psychische Belastungen oder Erkrankungen behandelt. Dennoch gibt es immer wieder Situationen, in denen diese Abgrenzung nicht ganz eindeutig ist. Viele Coaches erleben Klientinnen und Klienten, die zwar zunächst nach Klarheit oder neuem Antrieb suchen, bei denen aber schnell deutlich wird, dass mehr dahintersteckt – vielleicht sogar eine psychische Erkrankung, die medizinische oder therapeutische Unterstützung erfordert.

In dieser Episode gehen wir noch intensiver auf die praktische Seite ein: Woran lässt sich erkennen, ob ein Mensch im Coaching gut aufgehoben ist oder ob doch eine Therapeutin oder ein Therapeut hinzugezogen werden sollte? Welche Signale deuten darauf hin, dass tiefergehende psychische Themen vorliegen? Und wie kann ein Coach verantwortungsvoll reagieren, wenn er spürt, dass reine Coaching-Methoden nicht ausreichen? All das schauen wir uns jetzt genauer an.

Coaching eröffnet Menschen oft ganz neue Perspektiven. Es geht darum, Ziele zu definieren, Ressourcen zu aktivieren und die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Eine Klientin, die beispielsweise in ihrem Job feststeckt und das Gefühl hat, sich nicht mehr entfalten zu können, kann durch Coaching herausfinden, wo ihre wahren Stärken und Interessen liegen. Vielleicht entdeckt sie, dass sie in ihrer derzeitigen Position zu wenig kreative Freiräume hat oder dass ihr die Kommunikation mit den Kolleginnen und Kollegen große Schwierigkeiten bereitet. Ein Coach kann sie dabei begleiten, diese Hindernisse zu erkennen und einen konkreten Handlungsplan zu entwerfen. Bereits wenige Sitzungen können zu einem echten Durchbruch führen: Die Klientin findet ihren Mut wieder, strahlt mehr Selbstvertrauen aus und hat das Gefühl, endlich voranzukommen.

Gerade in solchen Momenten zeigt sich, wie wertvoll Coaching sein kann. Doch es ist ebenso wichtig zu verstehen, dass Coaching nicht alles abdeckt. Sobald jemand unter anhaltenden Stimmungstiefs oder ausgeprägten Ängsten leidet, kann ein Coach zwar kurzzeitig Mut zusprechen, doch wenn die Beschwerden tieferliegen, reicht das oft nicht aus. Ein Coach ist nicht dazu befähigt, psychische Störungen zu diagnostizieren oder zu behandeln, und er arbeitet nicht mit therapeutischen Methoden, die auf Heilung ausgelegt sind. Hier zieht jeder professionelle Coach eine klare Grenze, um keine falschen Erwartungen zu wecken und um dem Klienten oder der Klientin echten Schutz zu bieten.


Die Unterscheidung

Was genau macht Coaching und was macht Therapie?
Immer häufiger fragen sich Menschen, wie sie ihr persönliches Wachstum am besten voranbringen und stehen dabei vor der Entscheidung, ob sie sich an einen Coach oder doch lieber an eine Therapeutin bzw. einen Therapeuten wenden sollten. Doch worin unterscheiden sich diese beiden Ansätze eigentlich, und wann ist Coaching sinnvoll, wann braucht es eher eine therapeutische Begleitung?

Coaching stellt eine bewusste Begleitung in Veränderungsprozessen dar. Menschen wenden sich beispielsweise an einen Coach, weil sie bessere Ergebnisse in ihrer Arbeit erzielen wollen, ohne sich selbst dabei zu verlieren, oder weil sie als Führungskraft souveräner auftreten und ein motiviertes Team aufbauen möchten. Manche entscheiden sich auch für ein Coaching, weil sie sich neu orientieren wollen und endlich das tun möchten, was sie wirklich erfüllt. Wieder andere möchten persönliche Konflikte oder Kommunikationsprobleme besser verstehen und lösen, um eine erfüllendere Lebensgestaltung zu erreichen. In all diesen Fällen geht es vor allem um Klarheit, Struktur, neue Denkansätze und pragmatische Lösungen. Sobald jedoch deutlich wird, dass jemand jeden Tag vom Leben überfordert ist, nur noch Erschöpfung und Traurigkeit empfindet oder von Ängsten geplagt wird, die den Alltag dominieren, liegt der Verdacht nahe, dass statt Coaching eine Therapie erforderlich ist.

Therapie zielt auf Heilung und die Bearbeitung von tieferliegenden Mustern und Verletzungen ab. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn etwa ausgeprägte depressive Phasen, heftige Ängste oder traumatische Erfahrungen vorliegen, wenn negative Emotionen und Verhaltensmuster immer wieder auftreten und sich trotz aller Willensanstrengung nicht verändern lassen, oder wenn jemand zwar eine starke Motivation hat, sein Leben zu verbessern, aber so belastet ist, dass er ohne professionelle therapeutische Unterstützung nicht weiterkommt. Während Coaching in vielen Fällen nur einige Wochen oder Monate dauert, erstreckt sich eine Therapie oft über einen längeren Zeitraum, da sie den Ursachen auf den Grund geht und an der Wurzel arbeitet. Verschiedene Therapieverfahren – wie beispielsweise Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Ansätze oder systemische Therapie – eignen sich dafür, langjährige Blockaden aufzulösen, die im Rahmen eines reinen Coachings meist nur oberflächlich betrachtet würden.
Wenn ein Coach spürt, dass mehr dahintersteckt
Stell dir vor, du bist Coach und triffst in einer Sitzung auf eine Klientin, die seit Monaten unter Schlafstörungen leidet. Sie fühlt sich ausgelaugt, sagt dir, dass sie morgens oft weint, bevor sie überhaupt zur Arbeit fährt, und dass sie sich am liebsten verkriechen würde. Zunächst denkst du vielleicht an ein ganz normales Burnout-Symptom. Doch während ihr miteinander sprecht, erkennst du, dass ihre Verzweiflung tiefer geht, als du erwartet hast. Vielleicht erfährst du, dass sie kaum noch Freude empfindet und sich bereits seit Jahren immer wieder so fühlt, egal ob im Job oder privat.

In dieser Situation kann es sein, dass du als Coach zwar ansatzweise Ideen hast, wie sie ihre Work-Life-Balance verbessern könnte, aber du spürst gleichzeitig, dass sie viel mehr braucht als ein paar Übungen zur Stressreduktion. Ihre Symptome deuten womöglich auf eine behandlungsbedürftige Depression hin. Dann ist es deine Pflicht, sie behutsam auf die Möglichkeit einer therapeutischen Unterstützung hinzuweisen. Es mag sich vielleicht anfühlen, als würdest du sie wegschicken, doch in Wahrheit tust du genau das Richtige: Du zeigst ihr, dass du ihre Lage ernst nimmst und dass sie etwas anderes braucht als ein Coaching.

Umgekehrt kann es auch sein, dass jemand bereits eine Therapie erfolgreich abgeschlossen hat und jetzt bewusst an seinen Zielen arbeiten möchte. Stell dir zum Beispiel einen Mann vor, der früher unter ausgeprägten Angststörungen litt, diese aber in der Therapie weitgehend überwunden hat. Nun spürt er: „Ich bin bereit, meine berufliche Situation aufzurütteln und wirklich etwas zu wagen.“ Hier kann Coaching eine großartige Ergänzung sein, weil der Schwerpunkt nun auf der Zukunftsgestaltung liegt. Der Therapeut hat bei ihm bereits tiefliegende Verletzungen und Ängste bearbeitet, sodass der Coach ihm jetzt die nötigen Impulse für den nächsten Entwicklungsschritt geben kann.

Indikatoren für eine Therapie

Worauf ein Coach bei Klienten achten muss
Die Arbeit als Coach setzt Vertrauen voraus. Menschen öffnen sich, bringen Sorgen und Träume mit, und hoffen auf neue Impulse. Doch dieses Vertrauen bringt auch Verantwortung mit sich. Wenn du als Coach merkst, dass jemand von massiver Hoffnungslosigkeit spricht, sich in eine völlige Lethargie zurückzieht oder eine stark verzerrte Selbstwahrnehmung hat, könnte dies auf eine psychische Störung hindeuten. Auch ein sehr starker Verlust des Lebenswillens oder die Unfähigkeit, sich überhaupt auf mögliche Lösungen einzulassen, sind Hinweise darauf, dass eine Therapie die angemessenere Form der Unterstützung sein könnte.

Ebenso sollten dauerhafte Ängste, extreme Stimmungsschwankungen oder das Gefühl, ohne fremde Hilfe gar nicht mehr weitermachen zu können, ernst genommen werden. In solchen Fällen ist es wichtig, sensibel und wertschätzend das Gespräch zu suchen. Es kann entlastend sein, wenn der Coach vorschlägt, sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten zu wenden, statt den Eindruck zu vermitteln, man müsse nur mehr an sich „arbeiten“ oder „einfach positiver denken“.

Unterschiedliche Zeiten für unterschiedliche Ziele

Die Dauer eines Coaching-Prozesses ist meist überschaubar. Viele Coaches bieten Pakete mit fünf bis zehn Sitzungen an, in denen konkrete Anliegen bearbeitet werden. Zu Beginn werden Ziele definiert, dann folgen regelmäßige Treffen, in denen sich der Klient Schritt für Schritt an seinen Lösungswegen orientiert. Der Fokus liegt stark auf dem Hier und Jetzt und auf praktischen Schritten für die Zukunft.

Eine Therapie kann sich hingegen über Monate oder sogar Jahre erstrecken, insbesondere wenn schwere traumatische Erfahrungen aufgearbeitet werden sollen oder wenn chronische Depressionen oder Angststörungen bestehen. Hier geht es weniger darum, schnell ein konkretes Ziel zu erreichen, sondern vielmehr darum, tiefe Heilungsprozesse in Gang zu setzen.

Coaching kann zu schnellen und messbaren Erfolgen führen, zum Beispiel in Form besserer Kommunikation im Team, gesteigerter Motivation am Arbeitsplatz oder spürbar mehr Klarheit in Entscheidungsprozessen. Es gibt auch Fälle, in denen Coaching das Selbstbewusstsein so stärkt, dass die gesamte Lebenssituation davon profitiert – von einem erfüllteren Privatleben bis zu einem optimierten Zeitmanagement.

Therapie zeigt ihre Erfolge oft auf einer eher emotionalen Ebene: Ängste und Depressionen gehen zurück, die Fähigkeit zur Selbstfürsorge wächst, und man lernt, sich selbst mit all seinen Facetten anzunehmen. Solche Veränderungen sind nicht immer von heute auf morgen sichtbar, dafür wirken sie oft sehr tief und nachhaltig. Menschen, die eine erfolgreiche Therapie hinter sich haben, berichten häufig von einem neuen Gefühl der inneren Ruhe und Stabilität.

Klarheit schafft vertrauen
Um als Coach professionell und integer zu handeln, ist es entscheidend, offen und ehrlich über die Grenzen des Coachings zu sprechen. Wenn jemand fragt: „Kannst du mir helfen, meine jahrelangen Ängste loszuwerden, die mir jede Nacht den Schlaf rauben?“, ist es nur fair, zu sagen, dass dies in der Regel in den Bereich der Therapie fällt. Ein gutes Netzwerk aus Therapeutinnen und Therapeuten ist hier Gold wert, damit du Betroffene gezielt weiterempfehlen kannst.

Für Menschen, die auf der Suche nach Unterstützung sind, ist es ebenso wichtig zu wissen, worin genau sie sich befinden: Möchte ich konkrete Strategien für die nächste berufliche Herausforderung oder eine persönliche Neuorientierung? Fühle ich mich grundsätzlich stabil genug, um „nur“ an meinen Zielen zu arbeiten, oder belasten mich Gefühle und Gedanken, die mich immer wieder in ein Loch ziehen? Wem diese Fragen klar sind, der findet auch leichter die passende Begleitung.

Am Ende lässt sich sagen, dass Coaching und Therapie zwei unterschiedliche, aber gleichermaßen wertvolle Wege sind, um den eigenen Entwicklungsprozess zu gestalten. Ein Coaching hilft dir, zügig Lösungen für konkrete Fragestellungen zu finden, deinen Handlungsspielraum zu erweitern und neue Perspektiven einzunehmen. Eine Therapie hingegen begleitet dich, wenn dein inneres Gleichgewicht stark ins Wanken geraten ist und du intensive, oft schmerzhafte Themen bearbeiten möchtest, die sich nicht mit ein paar Zieldefinitionen und Impulsen erledigen lassen.

Gerade in einer Zeit, in der persönliche Weiterentwicklung für viele Menschen einen hohen Stellenwert hat, ist es umso wichtiger, die Unterschiede zwischen Coaching und Therapie klar zu benennen. Nur wenn wir verantwortungsbewusst damit umgehen, kann echtes Vertrauen entstehen. Ein Coach, der erkennt, dass sein Klient in einer therapeutischen Behandlung besser aufgehoben wäre, beweist damit nicht weniger Kompetenz – im Gegenteil: Diese Klarheit und der Mut, in diesem Moment Grenzen zu setzen, zeugen von echter Professionalität.

Wir können alle nur davon profitieren, wenn sich Coaching und Therapie an der richtigen Stelle begegnen und ergänzen. Es ist eine große Bereicherung, wenn Menschen mit belastenden psychischen Themen eine Therapie machen und danach gestärkt in ein Coaching wechseln. Ebenso kann es ein entscheidender Wendepunkt sein, wenn während eines Coaching-Prozesses ersichtlich wird, dass tiefere seelische Aspekte angesprochen werden müssen. Am Ende geht es stets darum, dass jeder Mensch genau die Unterstützung erhält, die er wirklich braucht, um sein inneres Gleichgewicht zu finden – und neue Horizonte zu entdecken.
Bis zum nächsten Mal!
geschrieben von

Lea

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