Zeit für die Praxis
3 Methoden Resilienz zu stärken
Jetzt geht es darum, die Theorie in die Praxis zu bringen. Resilienz ist nicht nur ein Konzept, sondern etwas, das du aktiv gestalten kannst – mit Methoden, die leicht in den Alltag integrierbar sind. Im folgenden werden drei systemische Ansätze vorgestellt, die dir helfen, deine innere Stärke Schritt für Schritt auszubauen.
Dabei steht nicht Perfektion im Vordergrund, sondern die Flexibilität, die Techniken an deine eigenen Bedürfnisse und Lebensumstände anzupassen. Von systemischen Aufstellungen über Ressourcenarbeit bis hin zu Perspektivwechseln – jede Methode eröffnet einen neuen Zugang, um Widerstandskraft aufzubauen und deinen Alltag bewusster zu gestalten.
1. Aufstellungstechniken: Unsichtbares sichtbar machen
Kennst du das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, du aber nicht genau sagen kannst, was es ist? Vielleicht spürst du, dass etwas blockiert – sei es in deinem Team, in deiner Familie oder in deinem persönlichen Leben. Doch die Ursachen dafür scheinen schwer greifbar. Genau hier können systemische Aufstellungen ein kraftvolles Werkzeug sein.
Was sind Aufstellungstechniken?
Systemische Aufstellungen sind wie eine Landkarte, die uns die Dynamiken in unseren sozialen und beruflichen Beziehungen zeigt. Dabei werden Beziehungen, Rollen und Spannungen im System sichtbar gemacht, indem sie durch Stellvertreter – sei es durch Personen, Symbole oder Objekte – repräsentiert werden. Das Besondere daran: Oft zeigen sich dabei verborgene Muster und Wechselwirkungen, die im Alltag unsichtbar bleiben. Es ist, als würdest du hinter die Kulissen deines Systems blicken und erkennen, was wirklich wirkt.
Wie kannst du Aufstellungstechniken nutzen, um Resilienz zu stärken?
• Beziehungen klären: Hast du schon mal gespürt, dass dich die Erwartungen anderer Menschen oder unklare Rollen belasten? In einer Aufstellung kannst du diese Dynamiken ans Licht bringen. Wenn du erkennst, was dich stresst, kannst du gezielt Strategien entwickeln, um diese Belastungen zu reduzieren.
• Stressoren identifizieren: Eine Aufstellung zeigt dir klar, welche Elemente deines Systems dir Kraft geben – und welche dir Energie rauben. Dieses Wissen ist der erste Schritt, um bewusster mit Herausforderungen umzugehen.
• Abstand gewinnen: Indem du dein „inneres System“ von außen betrachtest, kannst du neue Perspektiven einnehmen. Das verschafft nicht nur Klarheit, sondern auch emotionale Entlastung.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Carina, eine Projektmanagerin in einem mittelständischen Unternehmen, fühlte sich in ihrem Team zunehmend unsicher und fehl am Platz. Sie konnte nicht genau benennen, woran es lag, aber die ständigen Konflikte und ihre schwindende Motivation belasteten sie sehr. In einer systemischen Aufstellung wurde schnell klar, dass Carina keine echte Verantwortung für Entscheidungen hatte und sich dadurch wenig wertgeschätzt fühlte. Diese unklare Rolle machte sie innerlich nervös. Durch die Erkenntnisse aus der Aufstellung konnte sie mit ihrem Vorgesetzten über ihre Position sprechen und mehr Entscheidungsfreiheit erlangen. Nach der Klärung fühlte sie sich nicht nur gestärkter, sondern auch wieder motiviert, Teil des Teams zu sein.
2. Ressourcenarbeit: Die eigenen Stärken aktivieren
Hast du schon mal bemerkt, wie oft wir uns darauf konzentrieren, was uns fehlt? Wir denken über unsere Schwächen nach, über Dinge, die wir noch nicht können, oder darüber, was andere besser machen. Dabei vergessen wir oft, wie viele Stärken, Erfahrungen und Ressourcen bereits in uns stecken. Ressourcenarbeit hilft dir, den Blick zu ändern und das Beste aus dem, was du hast, hervorzuholen.
Was sind Ressourcen – und warum sind sie so wichtig?
Ressourcen können alles sein, was dir Kraft und Halt gibt. Dazu gehören deine Fähigkeiten, positive Erfahrungen, deine Werte, aber auch deine Beziehungen, Netzwerke oder Dinge, die dir Freude machen, wie Hobbys oder Rituale. Ressourcenarbeit bedeutet, diese Schätze bewusst wahrzunehmen und sie aktiv für schwierige Situationen zu nutzen. Oft unterschätzen wir, was uns alles zur Verfügung steht, weil wir es für selbstverständlich halten.
Wie kannst du Ressourcenarbeit nutzen, um Resilienz aufzubauen?
• Erstelle eine Ressourcenliste: Nimm dir einen Moment Zeit und notiere alles, was dir Kraft gibt – sowohl innerlich als auch äußerlich. Vielleicht ist es deine Fähigkeit, schnell Lösungen zu finden, oder die Unterstützung eines Freundes. Oft sind es mehr Dinge, als wir zunächst denken.
• Nutze deine Ressourcen bewusst: Überlege, welche deiner Stärken dir konkret in stressigen Momenten helfen können. Vielleicht bist du besonders kreativ oder hast schon ähnliche Herausforderungen gemeistert.
• Visualisiere deine Ressourcen: Eine „Ressourcenlandkarte“ kann dir helfen, einen Überblick zu gewinnen. Zeichne oder gestalte eine Karte, auf der du deine wichtigsten Stärken und Unterstützungsquellen festhältst. Das hilft dir, sie in schwierigen Zeiten schnell abzurufen.
Ein Praxisbeispiel:
Thomas, ein selbstständiger Berater, stand vor einer großen beruflichen Herausforderung. Ein wichtiger Auftraggeber drohte abzuspringen, und er fühlte sich plötzlich wie gelähmt. Im Coaching entwickelte er eine Ressourcenliste und stellte fest, dass er bereits ähnliche Krisen gemeistert hatte. Er erinnerte sich an seine Stärke, kreative Lösungen zu finden, und konnte so neue Ideen entwickeln, um die Zusammenarbeit mit dem Kunden wieder auf Kurs zu bringen. Besonders hilfreich war für ihn das „Ressourcenglas“. Jede Woche notierte er kleine Erfolge und positive Erlebnisse, die ihn stärkten. In stressigen Momenten griff er auf diese Sammlung zurück und schöpfte daraus neue Zuversicht.
3. Perspektivwechsel: Die Zukunft vor Augen führen
Wenn wir mitten in einer Herausforderung stecken, fühlt es sich oft so an, als gäbe es keinen Ausweg. Alles erscheint schwer, festgefahren und manchmal sogar überwältigend. Ein Perspektivwechsel kann dir helfen, den Blick zu weiten, neue Möglichkeiten zu sehen und wieder handlungsfähig zu werden.
Was bedeutet Perspektivwechsel?
Ein Perspektivwechsel ist die bewusste Entscheidung, eine Situation aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Das kann die Sichtweise einer anderen Person sein, die eines neutralen Beobachters – oder die deines zukünftigen, resilienten Selbst, das die Herausforderung bereits gemeistert hat.
Wie kannst du Perspektivwechsel nutzen, um Resilienz zu stärken?
• Sprich mit deinem zukünftigen Ich: Stell dir vor, wie du die aktuelle Situation in fünf Jahren betrachten wirst – wenn du sie längst erfolgreich gemeistert hast. Was würde dein zukünftiges Ich dir raten? Welche Schritte erscheinen aus dieser Perspektive sinnvoll?
• Nimm die Vogelperspektive ein: Stell dir vor, du betrachtest dein Problem von oben – aus einer gewissen Distanz. Oft wirkt es dann weniger bedrohlich und neue Lösungen werden sichtbar.
• Nutze Rollenspiele: Versetze dich in die Rolle einer anderen Person, die du bewunderst, und überlege, wie diese die Situation lösen würde. Manchmal reicht schon ein kleiner Wechsel im Blickwinkel, um neue Energie freizusetzen.
Ein Praxisbeispiel zur Verdeutlichung:
Sarah, eine junge Architektin, stand vor einer wichtigen Entscheidung: Sollte sie ein lukratives Jobangebot in einer anderen Stadt annehmen oder bei ihrem aktuellen Arbeitgeber bleiben? Die Unsicherheit lähmte sie, denn beide Optionen schienen Vor- und Nachteile zu haben. Im Coaching stellte sie sich vor, wie ihr Leben in fünf Jahren aussehen könnte, wenn sie den neuen Job annehmen würde. Sie malte sich aus, wie sie gewachsen wäre, neue Kontakte geknüpft hätte und beruflich an spannenden Projekten arbeitete. Plötzlich wurde ihr klar, dass es nicht die Entscheidung selbst war, die sie belastete, sondern die Angst vor dem Unbekannten. Diese Erkenntnis half ihr, mutig den nächsten Schritt zu wagen.
Mit diesen drei Techniken – Aufstellungen, Ressourcenarbeit und Perspektivwechsel – kannst du Resilienz aktiv in deinen Alltag integrieren. Sie helfen dir, Klarheit zu gewinnen, deine Stärken zu nutzen und Herausforderungen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Du wirst sehen: Mit jedem kleinen Schritt wirst du widerstandsfähiger und selbstbewusster. Warum nicht gleich heute damit beginnen?